Depression – Formen, Symptome, Ursachen und was man dagegen tun kann.

Im Feld der psychischen Erkrankungen nehmen Depressionen einen zunehmend hohen Stellenwert ein.
Depression – Formen, Symptome, Ursachen und was man dagegen tun kann.

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Gemäß der Weltgesundheitsorganisation zählen Depressionen und andere psychische Erkrankungen weltweit zu den häufigsten gesundheitlichen Störungen. In Österreich belaufen sich ärztlich diagnostizierte Fälle bereits auf etwa 8 % der Bevölkerung – das sind rund 700 000 Personen. Da es sich zudem um eine der meistunterschätzten Erkrankungen handelt ist die Dunkelziffer hoch. Schätzungen zufolge bleiben mehr als die Hälfte der betroffenen Personen mit einer depressiven Verstimmung unbehandelt.

Mit ihrer Kampagne „Let’s talk“ traf die WHO (Weltgesundheitsorganisation) bereits 2017 den Nagel auf den Kopf: Das Thema „Depression“ wird in der Gesellschaft immer noch viel zu oft zum als tabu angesehen. Daher ist es wichtig sich nicht auszugrenzen, sondern darüber zu sprechen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

 

Depressive Verstimmungen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, auch bei Jugendlichen.

Auffällig ist, dass Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Besonders bedenklich ist, dass depressive Verstimmungszustände vor allem unter Jugendlichen deutlich zunehmen, so sind etwa 15-20 % der unter 18-Jährigen betroffen.

Was ist eine depressive Verstimmung bzw. eine Depression?

Der Begriff Depression leitet sich vom lateinischen „deprimere“ ab und bedeutet „niederdrücken“. Eine Depression ist also ein Zustand der mit gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit und Interessensverlust einhergeht. Betroffene Personen sind dadurch meist stark in ihrem Leben eingeschränkt und es gelingt oft nur schwer, alltäglichen Aufgaben nachzugehen.

Eine Depression kann ist sehr unterschiedlich ausgeprägt und weist ein sehr breit gefächertes Beschwerdebild vor. Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Formen:

  • Unipolare Depression, oder auch wiederkehrende Depression genannt. Dabei wechseln sich die Zeiten mit gedrückter Stimmung und jene ohne Beeinträchtigung regelmäßig ab.
  • Bipolare Depression, oder auch manisch-depressive Erkrankung bezeichnet. Hier treten neben den „Stimmungstiefs“ auch Phasen mit übermäßig guter Stimmung auf. Diese übertrieben gute Stimmung nimmt meist sogar krankhafte und für den Betroffenen untypische Ausmaße an.

Unipolare versus Bipolare Depression

Depressive Verstimmung oder Depression – was ist der Unterschied?

Ganz genau können diese beiden Begriffe nicht voneinander abgegrenzt werden. Im medizinischen Sprachgebrauch wird eine „depressive oder seelische Verstimmung“ für leichte bis mittelschwere Formen verwendet. Schwere Formen wiederum werden als Depression bezeichnet.

„Früherkennung erhöht Heilungschancen!“

Eine beginnende Depression lässt sich in der Regel gut durch den fortschreitenden Charakter und die anhaltende Dauer von alltäglichen Stimmungsschwankungen abgrenzen. In diesem Stadium ist eine depressive Verstimmung auch gut durch psychotherapeutische oder medikamentöse sowie andere unterstützende Maßnahmen behandelbar.

 

Depressive Störungen gehören zu den meistunterschätzten Erkrankungen!

Früherkennung erhöht die Heilungschance!

Wie entsteht eine Depression?

Depressive Verstimmungen haben kein einheitliches Krankheitsbild – so gibt es auch keinen einheitlichen Auslöser dafür.

Die WHO erklärte Stress zur größten Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts.

Folgende Faktoren können das Auftreten einer depressiven Verstimmung aber begünstigen:

  1. Depressive Störungen treten Daten zufolge familiär gehäuft auf, somit ist von einer genetisch bedingten Komponente auszugehen.
  2. Stress hat einen großen Einfluss, besonders wenn es außerhalb unserer Macht steht, etwas dagegen zu tun. Körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung kann entstehen – das typische Burnout.
  3. Hormonelle Umstellung, wie in den Wechseljahren oder nach einer Geburt kann der Auslöser für eine depressive Verstimmung sein.
  4. Ein plötzlich auftretendes, schwer belastendes Ereignis wie der Verlust eines nahen Angehörigen, Trennungen oder Beziehungskrisen kann ebenfalls eine Depression auslösen.
  5. Außerdem kann es saisonal bedingt, vorwiegend im Winter, aufgrund des Lichtmangels zu einer „Winterdepression“ – dem umgangssprachlichen Winterblues – kommen.

Bin ich depressiv?

Die Symptome für eine depressive Verstimmung werden häufig als ein „nicht Wollen“ zusammengefasst. Man sollte hellhörig werden, wenn sich einige der folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten lassen.

  1. Haben Sie sich in letzter Zeit deprimiert und niedergeschlagen gefühlt?
  2. Haben Sie bemerkt, dass Sie, im Gegensatz zu früher weniger Lust haben, Ihren Hobbys, sozialen Kontakten oder Interessen nachzugehen?
  3. Ist Ihnen aufgefallen, dass Sie weniger Gefühle bzw. Emotionen empfinden?
  4. Hat Ihre Energie/Tatkraft abgenommen und unternehmen Sie weniger?
  5. Haben Sie an Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl verloren?
  6. Machen Sie sich vermehrt Selbstvorwürfe oder haben Sie häufiger Schuldgefühle als früher?
  7. Machen Sie sich häufig Sorgen oder haben Sie Angst?

 

WHO-Fragebogen zum Wohlbefinden

Wie fühlt sich eine depressive Verstimmung an?

Eine depressive Verstimmung zu erkennen wird häufig dadurch erschwert, dass auch die körperlichen Symptome nicht akut auftreten, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg entstehen:

  • Man fühlt sich matt und abgeschlagen
  • Man kann schlecht ein- oder durchschlafen
  • Der Appetit vermindert sich
  • Man hat häufig Kopfschmerzen
  • Es kommt häufig zu Herzklopfen
  • Schwindel oder Sehstörungen treten auf
  • Konzentrationsstörungen werden bemerkt
  • Es kommt zu Libidoverlust

Wie wird eine depressive Verstimmung festgestellt?

Bei einer depressiven Verstimmung spricht man auch von einer Störung mit vielen Gesichtern. Unterteilt werden die Symptome zum einen in die Hauptsymptome, sowie zum anderen in weitere Zusatzsymptome.

 

Hauptsymptome Zusatzsymptome
  • Depressive und gedrückte Stimmung
  • Interessensverlust und Freudlosigkeit
  • Antriebslosigkeit und Müdigkeit
  • verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
  • negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
  • Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen
  • Schlafstörungen
  • verminderter Appetit
  • Depressive und gedrückte Stimmung:
    Betroffene berichten über Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit oder Verzweiflung. In diesem Zustand kann man sich weder über positive Ereignisse freuen noch kann man Trauer über Negatives empfinden. Hinzu kommt aufgrund der Unsicherheit ein Gefühl von Angst, sowie schnelle Überforderung.
  • Interessensverlust und Freudlosigkeit:
    Betroffene ziehen sich mehr und mehr aus dem Alltag zurück. Auch auf Hobbies und Freizeitaktivitäten wird mehr und mehr verzichtet.
  • Antriebslosigkeit und Müdigkeit:
    Man ist kaum noch belastbar und durch scheinbar banale Dinge wie Anziehen, Waschen oder soziale Kontakte erschöpft.

WICHTIG:
Je nachdem wie viele dieser Symptome auftreten werden die depressiven Verstimmungszustände in leichte, mittelschwere und schwere Verlaufsformen eingeteilt.

Wie lange hält eine depressive Verstimmung an?

Die Dauer einer depressiven Phase kann pauschal nicht angegeben werden, da dies individuell sehr unterschiedlich ist. Sie wird jedoch erst als eine solche eingestuft, wenn sie zumindest 14 Tage andauert. Gemeinsam mit der Anzahl der Symptome gibt die Dauer einer depressiven Episode dem Arzt Aufschluss über deren Schwere (Leicht, mittelschwer oder schwer).

 

Bei Depressionen werden auch unterschiedliche Verlaufsformen unterschieden:

  • Der episodische Verlauf: das bedeutet die Verstimmungsphase ist zeitlich begrenzt und geht meist mit einer vollständigen Rückbildung einher.
  • Der Verlauf mit Rückfällen: hier kommt es nach symptomfreien Intervallen immer wieder zu wiederkehrenden depressiven Phasen.
  • Chronische Depression: wenn eine depressive Verstimmung länger als 2 Jahre anhält bezeichnet man sie als chronischen Verlauf.
  • Saisonaler Verlauf: „Winterdepression“ über die kalten und dunklen Monate hinweg.

Wie werden Depressionen behandelt?

Nichtmedikamentöse Therapie bei Depressionen

Die Psychotherapie ist eine der Grundsäulen bei der Behandlung von Depressionen. Durch Gesprächstherapie wird versucht, verstörende Erlebnisse oder andere Belastungen aufzuarbeiten. Der Psychotherapeut hat dabei nicht das Ziel, die Lösung für das Problem zu finden, sondern vielmehr wird der oder die Betroffene auf dem eigenen Weg zur Problemlösung begleitet.

Weitere Informationen zur Psychotherapie bei Depressionen finden Sie hier: broschuerenservice.sozialministerium.at/

Wichtig: Angehörige in die Therapie miteinbeziehen

Ein wesentlicher Punkt für den Therapieerfolg ist es, die Angehörigen miteinzubeziehen. So kann ein besseres Verständnis für das Problem entwickelt werden. Ablehnung der Betroffenen kann zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes führen.

Medikamentöse Therapie bei Depressionen

Die klassische Therapie bei depressiven Verstimmungszuständen besteht aus Wirkstoffen, die je nach vorliegender Gemütslage stimmungsaufhellend, depressionslösend, aktivierend oder dämpfend wirken. Sie alle haben gemeinsam, dass sie die Konzentration der Botenstoffe Serotonin und/oder Noradrenalin und Dopamin an den Nervenenden erhöhen, die dadurch besser wirken können. Folgende Substanzklassen kommen dafür in Frage:

Substanzklasse Wirkstoffe als Beispiel

Selektive Serotonin-Rückaufnahme Hemmer (SSRI):
Der Botenstoff Serotonin bleibt länger an seinem Zielort (Synapsen) verfügbar, kann seine Wirkung dadurch besser ausüben und eine Stimmungsaufhellung entsteht.

  • Sertalin
  • Citalopram
  • Fluoxetin
Tri- und Tetrazyklische Antidepressiva (TCA):
Diese beiden Substanzklassen greifen breiter in den Botenstoffhaushalt ein, so werden Serotonin, Noradrenalin sowie Dopamin beeinflusst. Je nach Wirkstoff können sie beruhigende oder auch antriebssteigernde Eigenschaften haben.
  • Amitriptylin
  • Nortriptylin
  • Imipramin
  • Mirtazapin

Monoaminooxidase- Hemmer (MAO):
Diese Substanzklasse behindert den Abbau von Dopamin, Noradrenalin und Serotonin wodurch diese ihre Wirkung länger entfalten können.

  • Moclobemid
  • Tranylcypromin

Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Rückaufnahme Hemmer:
Hier wird die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin gehemmt. Diese können so länger ihre Wirkung entfalten.

  • Venlafaxin
  • Duloxetin

Wichtig bei medikamentöser Therapie:

  • Die stimmungsaufhellende Wirkung setzt zeitverzögert ein, mit einer vollen Wirkung kann man nach etwa 2-4 Wochen rechnen. Dies ist wichtig, um vorzeitige Therapieabbrüche zu vermeiden.
  • Medikamente nicht abrupt absetzen, sondern immer gemeinsam mit dem betreuenden Arzt. Ansonsten kann der unerwünschte Rebound-Effekt (Rückfälle) entstehen.

 

Die Wirkung von antidepressiven Wirkstoffen setzt zeitverzögert ein.

Therapie in 3 Phasen

Die medikamentöse und psychotherapeutische Therapie von Depressionen wird in 3 Phasen eingeteilt:

  1. Akuttherapie:
    In dieser Phase geht es darum, den Leidensdruck des Patienten und die Symptome zu lindern, sodass es beruflich und im sozialen Umfeld wieder bergauf gehen kann. Diese Phase dauert in der Regel sechs bis zwölf Wochen.
  2. Erhaltungstherapie:
    Selbst wenn eine vollständige Symptomfreiheit erreicht wurde, ist es nicht ratsam, nach dieser Zeit die Medikation abzubrechen. In dieser Phase sollten sowohl die medikamentöse als auch die psychotherapeutische Behandlung fortgesetzt werden, um den Zustand zu stabilisieren. Dadurch kann das Rückfallrisiko um 70 % reduziert werden. Diese Phase dauert etwa 9 Monate.
  3. Rezidivprophylaxe:
    Das Ziel dieser Phase ist, das Auftreten einer weiteren depressiven Verstimmung langfristig zu verhindern. Eine Rezidivprophylaxe ist jedoch nicht für alle Patienten erforderlich, nur für jene die noch nicht völlig symptomfrei sind oder ein erhöhtes Risiko für ein Wiederauftreten aufweisen. In diesem Fall wird die medikamentöse Behandlung und/oder die psychotherapeutische Maßnahme bedarfsorientiert, aber zumindest für 1 Jahr weiterhin fortgesetzt.

Kann man Depressionen pflanzlich behandeln?

Die pflanzliche Alternative zur Behandlung leichter bis mittelschwerer depressiver Verstimmungszustände ist Johanniskraut.

Johanniskraut im Portrait

Johanniskraut ist eine Pflanze mit sehr langer Tradition.

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Der Name Johanniskraut bezieht sich auf Johannes den Täufer, dessen Namenstag mit der Erntezeit der Blüten zusammenfällt. Diesen wird aufgrund ihrer leuchtend gelben Farbe gemäß Überlieferungen nachgesagt, dass sie „Sonne in die Seele“ bringen.

Johanniskraut ist eine Pflanze mit sehr langer Tradition. So wird es bereits seit Jahrhunderten als Heilmittel eingesetzt. Paracelsus erfasste Mitte des 16. Jahrhunderts in seinen Aufzeichnungen erstmals das Anwendungsgebiet, depressive Verstimmungen.

In der pharmazeutischen Anwendung werden heute die oberirdischen Teile (Stängel, Blätter und Blüten) der Pflanze verwendet. Die mittlere Tagesdosis beträgt für Erwachsene 2-4 g, dies entspricht etwa 600-900 mg Extrakt zur Behandlung von depressiven Verstimmungszuständen.

Johanniskraut bei Depression?

Johanniskraut (Hypericum perforatum) zählt zu den heute am besten untersuchten Pflanzen. Es entfaltet seine Wirkung über den Botenstoff Serotonin. Durch dessen höhere Konzentration an den Nervenenden kommt es zur stimmungsaufhellenden und antriebssteigernden Wirkung.

Johanniskraut – Möglichkeit und Grenzen

Johanniskraut zeigt als pflanzliche Therapiemöglichkeit bei depressiven Verstimmungszuständen eine sehr gute Wirkung. Der Erfolg liegt bei 55-70 % und ist damit genauso hoch wie bei synthetischen Antidepressiva. Wichtig ist allerdings, dass sich diese Wirkung auf den Einsatz bei leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen beschränkt.

TIPP:
Der Einsatz von Johanniskraut kann auch bei häufig auftretenden Spannungs kopfschmerzen sinnvoll sein, da diese sehr oft als Folge oder zusammen mit depressiven Verstimmungen auftreten. Demnach ist eine längerfristige Einnahme über mehrere Monate sinnvoll.

Gut zu wissen: Spannungskopfschmerzen sind dumpfe, meist beidseitig auftretende Kopfschmerzen, die bei häufigen Episoden gut auf depressionslösende Medikamente ansprechen.

Auch interessant – Der Ratgeberartikel zu „Volkskrankheit Migräne“

 

Studiendaten zu Johanniskraut im Vergleich zu Placebo:

Die Wirkung von Johanniskraut, in zwei verschiedenen Dosierungen, wurde über 6 Wochen im Vergleich zu Placebo beobachtet. Es konnte eine signifikant bessere Wirkung als bei Placebo auf der Hamilton Depressions-Skala festgestellt werden. Diese wird als statistisches Werkzeug verwendet, um den Schweregrad der Depression einzuschätzen.

Studiendaten zu Johanniskraut im Vergleich zu Placebo

Kasper S, Anghelescu IG, Szegedi A, Dienel A, Kieser M. Superior efficacy of St John‘s wort extract WS 5570 compared to placebo in patients with major depression: a randomized, double-blind, placebo-controlled, multi-center trial. BMC Med. 2006;4:14. Published 2006 Jun 23. doi:10.1186/1741-7015-4-14

 

Studiendaten zu Johanniskraut im Vergleich mit Standardtherapeutika:

Eine große Meta-Studie (d.h. Auswertung zahlreicher einzelner Studienergebnisse) untersuchte die Effektivität antidepressiver Medikamente. Neben Standardtherapeutika wurde auch die Wirksamkeit von Johanniskraut gegenüber Placebo beleuchtet. Diese Studie zeigt, dass Johanniskraut der Wirkung von Standardtherapeutika in der Behandlung von leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen nicht unterlegen ist. Außerdem wurde die Therapie mit Johanniskraut aufgrund geringerer Nebenwirkungen besser angenommen als die anderen Therapiemethoden.

Linde K, Kriston L, Rücker G, et al. Efficacy and acceptability of pharmacological treatments for depressive disorders in primary care: systematic review and network meta-analysis. Ann Fam Med. 2015;13(1):69-79. doi:10.1370/afm.1687

Wie soll ich Johanniskraut am besten einnehmen?

Johanniskraut wird in unterschiedlichen Darreichungsformen angeboten, als Tee, Öl oder als Extrakt in fester (Tabletten oder Kapseln) oder auch flüssiger Form (Tropfen) angeboten.

 

Was ist ein Extrakt?

Um einen Extrakt zu erhalten wird das jeweilige Pflanzenmaterial mit dem geeigneten Lösungsmittel versetzt. Dadurch werden die Wirkstoffe aus den Pflanzen herausgeholt. Eine Extraktion hat den großen Vorteil, Schwankungen im Pflanzenmaterial auszugleichen und dadurch einen konstanten Wirkstoffgehalt anbieten zu können.

 

Bei den zuvor genannten Zubereitungen gibt es teils große Unterschiede – diese zeigen sich in der Wirkstoffzusammensetzung. In Form eines Tees werden nur die wasserlöslichen und als Öl nur die fettlöslichen Wirkstoffe aus der Pflanze herausgeholt. Das bedeutet, man deckt mit den beiden Darreichungsformen nur Teilbereiche der Wirkung von Johanniskraut ab, diese fällt somit dementsprechend schwächer aus.

In Form von Extrakten wird durch alkoholische Lösungsmittel das gesamte Spektrum der relevanten Wirkstoffe aus der Pflanze extrahiert. Nur durch einen solchen Gesamtextrakt kann sich die volle Wirkung entfalten.

 

Johanniskraut Extrakte

 

Anwendungsgebiete

  • Präparate mit Johanniskraut-Extrakten
    Diese werden zur Behandlung von leichten und mittelschweren depressiven Verstimmungszuständen eingesetzt.
  • Johanniskrautöl („Rotöl“)
    Das rötliche Öl kann aufgrund der durchblutungsfördernden Wirkung äußerlich bei stumpfen Verletzungen eingesetzt werden.

 

Wichtige Hinweise zur Einnahme von Johanniskraut

  • Die stimmungsaufhellende Wirkung tritt, wie auch bei synthetischen Präparaten, zeitverzögert innerhalb von 2-4 Wochen ein. Dies ist wichtig, um vorzeitige Therapieabbrüche zu vermeiden. Johanniskraut sollte daher konsequent etwa 3 Monate eingenommen werden. Wenn sich die Symptome verschlimmern oder keine Verbesserung eintritt, ist ein Arzt aufzusuchen.
  • Sollten bereits andere Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen oder Angstzuständen eingesetzt werden, ist besondere Vorsicht geboten. In diesem Fall ist vor einer Einnahme von Johanniskraut der Arzt oder Apotheker zu befragen.
  • Johanniskraut kann die Wirksamkeit von Arzneimitteln zur Empfängnisverhütung („Anti-Baby-Pille“) beeinflussen. Daher sollte während einer Einnahme von Johanniskraut auf zusätzliche Maßnahmen zur Empfängnisverhütung geachtet werden.

Johanniskraut und Passionsblume: sinnvolle Kombination bei depressiven Verstimmungszuständen

Die Passionsblume wird schon seit Jahrhunderten aufgrund ihrer beruhigenden, entspannenden und angstlösenden Wirkung eingesetzt.

Depressive Verstimmungszustände gehen häufig mit Angstzuständen einher oder werden auch durch solche ausgelöst. Daher kann neben dem Einsatz von Johanniskraut auch die kombinierte Anwendung mit der Passionsblume sinnvoll sein.

Das Einsatzgebiet der Passionsblume umfasst nervöse Unruhezustände und damit verbundenen Beschwerden wie innere Unruhe, Anspannung oder Angst.

Eine Kombination von Johanniskraut mit Passionsblume ist sinnvoll und möglich.

 

Johanniskraut und Passionsblume: sinnvolle Kombination bei depressiven Verstimmungszuständen

5 Tipps für einen entspannten Alltag bei Depressionen

Bei depressiven Verstimmungen empfiehlt es sich in jedem Fall, auch neben der Behandlung (ob psychotherapeutisch, medikamentös oder pflanzlich) so gut wie möglich, für einen entspannten Alltag zu sorgen.

1. Sport stärkt das Selbstwertgefühl

Bewegung ist häufig der Trick für einen Schritt in Richtung entspannter Alltag. Zum einen kommt man auf andere Gedanken und zum anderen kommt der gesamte Kreislauf in Schwung. Es kommt dabei nicht darauf an, welche Sportart man ausübt! Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Bewegung Spaß macht! Einige Anregungen finden Sie hier: www.gesundheit.gv.at/sportarten

Um die geeignete Sportart zu finden, gibt es auch Tests. Ein Beispiel dazu findet sich unter folgendem Link: www.fitforfun.de/sporttypen-test

Wandern

Bewegung in der freien Natur ist nicht nur erholsam, sondern eröffnet auch viele Perspektiven. Weitere Informationen zu diesem Thema sind unter folgendem Link zusammengefasst: www.dr-boehm.at/wandern-fitness-fuer-koerper-und-seele/

Zusätzliche Tipps sowie Informationen für eine erfolgreiche Tourenplanung können den folgenden Webseiten entnommen werden:
www.wandern.com/
www.bergfex.at/

Bewegung in der freien Natur

Radfahren

In den letzten Jahren hat sich Radfahren mehr und mehr zu einer Trendsportart entwickelt. Generell trainiert man dadurch die Ausdauer, also das Herz- und Kreislaufsystem. Ein besonders positiver Aspekt an dieser Sportart ist, dass sie schonend für die Gelenke ist. Weitere gelenkschonende Sportarten finden Sie hier: www.dr-boehm.at/gelenkschonende-sportarten/

Radfahren

Yoga

Yoga stammt ursprünglich aus Indien. Diese Art der Bewegung wird von Personen aufgrund der Ganzheitlichkeit besonders geschätzt, denn der Körper wie auch der Geist werden gleichermaßen beansprucht.

Yoga-Übungen für Zuhause finden Sie hier: www.focus.de/yoga-uebungen

Yoga

2. Beruhigende Teemischungen

Um nach einem anstrengenden Tag zur Ruhe zu finden, können Teemischungen zur Unterstützung angewendet werden. Meist ist bereits die Wärme und das Ritual an sich beruhigend, daher sind Teezubereitungen jeder Art sinnvoll.

Spezielle Rezepturen mit beruhigenden Komponenten finden Sie hier:

Teemischung 1:
Melissenblätter 10 g
Pfefferminzblätter 10 g
Bitterorangenblüten 10 g
Bitterorangenschale 10 g
Baldrianwurzel 60 g

 

Teemischung 2:
Baldrianwurzel 40 g
Bitterorangenschale 10 g
Hopfenzapfen 20 g
Melissenblätter 20 g
Lavendelblüten 10 g

Beruhigende Teemischungen

Zubereitung:
1 Esslöffel der Teezubereitung wird mit siedendem Wasser übergossen und 5-10 Minuten ziehen gelassen. Die festen Bestandteile werden mit einem Sieb abgetrennt.

3. Tageslicht ist wichtig - viel im Freien aufhalten

Eine Vitamin-D Unterversorgung kann sich durch eine Reihe unspezifischer Symptome äußern, dazu gehören:

  • Müdigkeit,
  • Reizbarkeit,
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • sowie Schlafstörungen.

Vitamin D - das Sonnenvitamin

Daher ist es besonders bei der Neigung zu leichter Reizbarkeit wichtig, sich möglichst viel im Freien aufzuhalten, denn unser Körper ist prinzipiell dazu in der Lage Vitamin D selbst zu bilden. Dafür wird allerdings Sonnenlicht benötigt.

 

Hinweis: In unseren Breitengraden ist der Körper etwa von April bis Oktober dazu in der Lage ausreichend Vitamin D zu bilden. In den Wintermonaten ist die körpereigene Versorgung nicht aktiv. Daher gilt besonders in den Wintermonaten auf eine ausreichende Vitamin-D Versorgung zu achten.

4. Omega-3-Fettsäuren für die Psyche

Omega-3-Fettsäuren für die Psyche

Omega-3-Fettsäuren sind in Fischen, aber auch in vielen pflanzlichen Ölen enthalten. Man weiß, dass diese in entsprechender Menge zugeführt positive Wirkungen auf das Herz- und Kreislaufsystem sowie auf das Gehirn haben.

Studiendaten zeigen aber auch, dass Omega-3-Fettsäuren als Unterstützung bei depressiven Verstimmungen sinnvoll sind. Je höher die zugeführte Menge desto besser ihr Effekt.

5. Aromatherapie – Düfte, die das Leben „versüßen“

Verschiedene ätherische Öle haben beruhigende oder auch stimulierende Wirkung auf Körper, Geist und Seele. So werden beispielsweise

  • Lavendelöl,
  • Zitronenmelissenöl,
  • Kamillenöl oder auch
  • Rosmarinöl

bei Verstimmungszuständen angewendet. Man gibt 5-10 Tropfen des ätherischen Öls gemeinsam mit etwas Wasser in eine Duftlampe und lässt es unter Erwärmung verdampfen.

TIPP:
Sparsam mit den Ölen umgehen da diese hochkonzentriert sind.

Verschiedene ätherische Öle haben beruhigende oder auch stimulierende Wirkung auf Körper, Geist und Seele.

Derartige Öle eignen sich auch hervorragend für ein Entspannungsbad. Entweder man verwendet ein fertiges Badesalz oder man stellt die Duftmischung selbst her. Die Öle können dazu je nach Belieben ausgewählt werden. Um eine bessere Verteilung im Wasser zu erreichen, kann das ätherische Öl mit einem Glas Milch vermischt werden.

  • Mag. pharm. Susanne Lesch über Formen, Ursachen und Symptome von Depressionen

    Über die Autorin

    Mag. pharm. Susanne Lesch ist Pharmazeutin und Spezialistin für die Wirkweise pflanzlicher Arzneimittel sowie für die Ernährung in allen Lebensabschnitten.

    Mag. pharm. Susanne Lesch

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