Neben dem sogenannten Spannungskopfschmerz (vom Nacken ausgehender Kopfschmerz) zählt wiederum die Migräne zur häufigsten Kopfschmerzerkrankung. In Österreich leidet derzeit bereits jede zehnte Person daran. Auffallend ist, dass Frauen wesentlich öfter an Migräne leiden. So sind sie etwa zwei- bis dreimal so häufig betroffen wie Männer. In einer Studie zur globalen Krankheitslast (Global Burden of Disease Survey 2010) wurde die Migräne sogar als die weltweit dritthäufigste Krankheit eingestuft.
Durch die äußerst starke Beeinträchtigung im Berufs- wie auch Privatleben ist die Migräne etwa der häufigste Anlass, bei dem aufgrund von Kopfschmerzen ein Arzt aufgesucht wird. Dennoch handelt es sich bei dieser Erkrankung um ein häufig nicht ausreichend therapiertes Problem. Einerseits da die Diagnosestellung schwierig ist und andererseits, weil die Therapie oft nicht den gewünschten Erfolg bringt. Da Migräne chronisch auftritt, sind die Betroffenen erheblich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Daher ist es wichtig eine langfristige und vorbeugende Therapie zu verfolgen, um so die Migräneattacken weitgehend unter Kontrolle zu bringen.
Welche Kopfschmerzen habe ich?
Kopfschmerzen werden in über 200 verschiedene Arten eingeteilt. So erkennt man schnell, dass die große Herausforderung darin besteht, die geeignete Therapie für die tatsächlich vorherrschende Kopfschmerzart zu finden. Viele Menschen fragen sich daher, ob sie tatsächlich an Migräne oder aber an anderen Kopfschmerzen leiden. Die folgende Übersicht soll Ihnen dabei helfen, dies einzugrenzen.
Ärzte unterscheiden zwischen primären Kopfschmerzerkrankungen und sekundären Kopfschmerzerkrankungen. Primäre Kopfschmerzen (so auch die Migräne) werden als eigenständige Erkrankung eingestuft, während sekundäre Formen “nur“ als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auftreten.
Was sind sekundäre Kopfschmerzen?
Sekundäre Kopfschmerzen sind die Folge einer anderen Erkrankung oder eines Zustandes. Folgendes kann der Auslöser dafür sein:
- Posttraumatischer Kopfschmerz, infolge eines Unfalles
- Übermäßiger Gebrauch von Schmerzmitteln: Bei einem mehr als 3 Monate anhaltenden Übergebrauch an Schmerzmitteln kann ein dauerhafter Kopfschmerz ausgelöst werden. Ein übermäßiger Gebrauch liegt dann vor, wenn an mehr als 10-15 Tagen im Monat Schmerzmittel eingenommen werden.
- Substanzen, wie Alkohol
- Sonnenstich
- Grippaler Infekt oder Nasennebenhöhlenentzündung
- Psychische Probleme, wie depressive Verstimmungszustände
- Durchblutungsstörung im Bereich des Kopfes
- Bluthochdruck
Was sind primäre Kopfschmerzen?
- Spannungskopfschmerz: Diese kennzeichnen sich durch episodisch auftretende Kopfschmerzen, die häufig vorkommen und im Erscheinungsbild variabel sind. Mögliche Ursachen für einen Spannungskopfschmerz sind Stress, Augenerkrankungen bzw. Sehschwäche oder auch Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich, die unter anderem durch Fehlhaltungen am Schreibtisch entstehen können.
- Cluster-Kopfschmerz: Es werden starke Schmerzen im Bereich hinter dem Auge beschrieben. Außerdem fühlt es sich so an, als ob „jemand mit einer Nadel durch das Auge sticht“. Die Ursachen dafür sind noch nicht geklärt.
- Migräne: Es handelt sich um chronisch wiederkehrende, anfallsartig auftretende Kopfschmerzen, die meist halbseitig lokalisiert sind (genauere Ausführungen, siehe unten).
Eine genaue Diagnosestellung erfolgt in jedem Fall durch den Arzt. Um sich einen Überblick zu schaffen sind hier die wichtigsten Abgrenzungskriterien aufgelistet:
Migräne | Spannungskopfschmerzen | Clusterkopfschmerzen | |
Dauer | 4-72 Stunden (Kopfschmerzphase) | Sehr variabel | 30-180 Minuten |
Lokalistation | Meist einseitiger Kopfschmerz (ca. 60%) | Schmerz auf beiden Kopfseiten | Streng einseitig |
Charakter | Pochend, pulsierend oder hämmernd | Dumpf, drückend oder ziehend | Meist hinter dem Auge lokalisiert, stechender Schmerz |
Intensität | Mittel bis stark | Leicht bis mittel | Stark |
Begleit-symptome | Weitere Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Schwindel | Keine weitewren Begelitsymptome | Keine weiteren Begleitsymptome |
Sonstiges | Verbesserung durch Ruhe und Dunkelheit. Bewegung verschlimmert die Schmerzen. | Verbesserung der Schmerzen meist durch Bewegung, besonders an der frischen Luft. | Mögliche Auslöser: Alkohol |
Häufig ist es schwer die Symptome genau zu beschreiben, daher kann ein Kopfschmerztagebuch eine hilfreiche Unterstützung sein.
Link zum Migräne-Kalender: www.dr-boehm.at/migraenekalender
Die oben genannten Kriterien sind jedoch lediglich Anhaltspunkte, es kann auch immer wieder Abweichungen im jeweiligen Erscheinungsbild geben. Um eine zielgerichtete Therapie zu ermöglichen sollte eine Diagnose durch den Arzt erfolgen.
Bei Migräne handelt es sich um eine eigenständige, neurologische Erkrankung deren Ursachen zwar nicht gänzlich heilbar sind, , die aber gut kontrollierbar ist. Sie äußert sich durch chronisch wiederkehrende, anfallsweise auftretende mäßige bis starke Kopfschmerzen. Diese sind meistens halbseitig und können von wechselnder Häufigkeit, Stärke und Dauer gekennzeichnet sein. Zudem wird migräneartiger Kopfschmerz häufig von unangenehmen Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu und Geräuschempfindlichkeit verstärkt. Betroffene halten sich daher während der Attacken gerne – meist schlafend – in dunklen Räumen auf.
Migräne kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, zu einer Häufung kommt es allerdings zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. Frauen sind bis zu dreimal häufiger betroffen als Männer.
- Migräne ohne Aura:
Die verbreitetste Form der Migräne ist jene ohne vorheriges Auftreten einer Aura. Die Attacken treten dabei meist häufiger auf. Der Kopfschmerz nimmt meist halbseitig langsam zu, ohne sich durch neurologische Ausfallserscheinungen anzukündigen. - Migräne mit Aura:
Die Migräne mit Aura tritt seltener auf, wird allerdings als die klassische Migräne bezeichnet. In diesem Fall kommt es unmittelbar vor Beginn der Migräne (die Zeitspanne kann bis zu 60 Minuten dauern) zu neurologischen Symptomen wie Sehschwäche, Lichtblitzen, Schwindel oder Sprachstörungen.
Was sind typische Migräne-Symptome?
Eine Migräne ist durch mittlere bis sehr starke Kopfschmerzen gekennzeichnet. Die Stärke der auftretenden Kopfschmerzen sagt jedoch noch nicht zwangsläufig etwas über die Kopfschmerzart aus, da die Schmerzintensität von Mensch zu Mensch unterschiedlich empfunden wird. Bei einer Migräne treten typischerweise Kombinationen aus folgenden Beschwerden auf.
- Kopfschmerzen: stark, pulsierend, pochend, hämmernd und meist halbseitig. Durch körperliche Anstrengung kommt es zu einer Verschlimmerung und die Dauer variiert zwischen 4 und 72 Stunden.
- Störungen im Verdauungstrakt: Übelkeit und Erbrechen.
- Störung der Sinneswahrnehmungen: Lichtempfindlichkeit, Geräusch- oder auch Geruchsempfindlichkeit, visuelle Störungen wie Lichtblitze und Schwindel.
- Ruhe- und Rückzugsbedürfnis: Bewegung verstärkt den Schmerz.
Typischerweise bauen sich die Schmerzen langsam auf und können während einer Attacke auch „wandern“. So sind Stärke und der Ort der Schmerzen nicht in jedem Fall gleich.
Wie verläuft eine Migräne?
Phase I: Frühphase (Prodromalstadium)
Diese Phase dauert einige Stunden bis zu zwei Tage vor der Migräneattacke. Vorboten für den Anfall machen sich bereits bemerkbar. Dieses Stadium kann sowohl bei einer Migräne mit aber auch ohne Aura auftreten. Es kommt zu Beschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Heißhunger, Reizbarkeit, häufigem Gähnen oder zu Licht- und Lärmempfindlichkeit.
Phase II: Auraphase
Ca. 10 % der Migränepatienten nehmen Vorboten vor der Schmerzphase wahr. Die Symptome in dieser Phase sind unterschiedlich ausgeprägt und können sämtliche Sinne betreffen. So kann es zu Störungen des motorischen Systems (wie zum Beispiel Lähmungserscheinungen), des Bewusstseins oder zu Veränderungen komplexer psychischer Funktionen wie Denken, Sprache oder Gedächtnis kommen. Diese Phase dauert zwischen 30 und 60 Minuten.
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Phase III: Kopfschmerzphase
In dieser Phase werden die charakteristisch halbseitigen, starken, pochenden oder hämmernden Kopfschmerzen wahrgenommen, welche durch körperliche Aktivität deutlich an Intensität zunehmen. Diese Phase dauert in der Regel zwischen 4 und 72 Stunden und geht mit Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Geräusch-, Licht- und Geruchsüberempfindlichkeit einher.
Phase IV: Rückbildungsphase (Remissionsphase)
Mit dem Abklingen der Migränekopfschmerzen ist der Anfall jedoch noch nicht überstanden. Es folgt noch die so genannte Remissionsphase, diese ist durch Erschöpfung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und erhöhte Schmerzempfindlichkeit gekennzeichnet. Sie dauert in der Regel ein bis zwei weitere Tage an.
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Was löst eine Migräneattacke aus?
Hier müssen zwei verschiedene Begriffe voneinander getrennt werden: „Auslöser“ („Triggerfaktoren“) für eine einzelne Attacke sowie die „Ursachen“ für die Entwicklung einer Migräne als Krankheitsbild. Als Ursache zeigt sich beim Großteil der Betroffenen eine familiäre Vorbelastung und somit genetische Beteiligung.
Der gemeinsame Nenner aller Auslösefaktoren für eine Migräneattacke scheint eine plötzliche Veränderung des Lebensrhythmus zu sein. Dies sind die häufigsten dieser „Triggerfaktoren“:
- Stress in Form von körperlicher oder seelischer Belastung
- Veränderung des Schlafrhythmus
- Hormonelle Veränderung während der Menstruation
- Nahrungsmittel wie beispielsweise histaminhaltige Nahrung wie Rotwein, Schokolade oder Käse sowie hoher Kaffeekonsum
- Äußere Reize wie Gerüche, Lärm oder Licht
- Wetterumschwung
Ein Großteil der Migräneattacken entsteht jedoch ohne erkennbaren Grund. Das bedeutet der Migräneattacke muss nicht zwingend ein solcher Auslöser vorausgehen. Dennoch ist es wichtig „Triggerfaktoren“ so gut als möglich zu reduzieren, um das Risiko einer Attacke zu verringern.
Um eine Migräne festzustellen gibt es grundsätzlich keine spezifische Untersuchungsmethode. Das Anamnesegespräch ist für die Diagnosestellung von zentraler Bedeutung. Daher ist es für Patienten wichtig, die Schmerzen und alle weiteren Symptome möglichst genau zu beschreiben, hier kann der Einsatz eines Migränetagebuches äußerst hilfreich sein.
(Link zum Migräne-Kalender: www.dr-boehm.at/migraenekalender)
Beim Anamnesegespräch wird auf folgende Punkte besonders Wert gelegt:
- Wie häufig treten die Kopfschmerzen auf?
- Wie stark treten die Schmerzattacken auf und wo sind die Schmerzen lokalisiert?
- Wann treten die Kopfschmerzen auf und wie lange dauern sie an?
- Wodurch verstärken sich die Kopfschmerzen?
- Treten weitere Begleitsymptome wie etwa Übelkeit und Erbrechen auf?
- Gibt es im familiären Umfeld Personen, die an Migräne leiden?
- In welchem Ausmaß äußert sich die Beeinträchtigung (z. B. Arbeitsunfähigkeit)?
- Wurden bereits Therapiemöglichkeiten angewendet? Welche?
- Gibt es andere Vorerkrankungen?
Neben dem ausführlichen Anamnesegespräch wird außerdem eine neurologische Untersuchung durchgeführt, um andere Vorerkrankungen auszuschließen.
Bei auffälligem klinischem Beschwerdebild werden zudem bildgebende Methoden angewendet, um beispielsweise eine Gehirnblutung auszuschließen. Folgende Verfahren kommen hier zum Einsatz:
- Elektroenzephalogramm (EEG)
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
Was kann man gegen Migräne tun?
Bei der Migräne ist es wichtig, eine individuell abgestimmte Therapie für den einzelnen Patienten zu finden. Als Grundpfeiler der Therapie gelten vorbeugende Maßnahmen, um Dauer und Häufigkeit der Migräneattacken zu reduzieren. Bei Akutmedikamenten ist es wichtig, diese bei der Anfallsentwicklung so früh wie möglich anzuwenden.
Medikamentöse Akuttherapie bei Migräne
- Schmerzmittel (Analgetika)
Etwa 80 % der Betroffenen behandeln die Kopfschmerzen mit verschreibungsfreien Schmerzmitteln. Hier werden am häufigsten die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure sowie Ibuprofen verwendet.
Vorsicht bei einer längerfristigen Anwendung: Die meisten Schmerzmittel können die Magenschleimhäute belasten oder bei zu häufiger Anwendung (>10-15 Tage im Monat) selbst Kopfschmerzen verursachen.
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- Therapie gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetika)
Antiemetische Medikamente wie Metoclopramid oder Domperidon sollten nur dann eingesetzt werden, wenn starke Übelkeit oder Erbrechen vorliegt. Sie sollten gemeinsam oder einige Minuten vor dem Schmerzmittel eingenommen werden, damit der schmerzstillende Wirkstoff auch in entsprechendem Umfang vom Körper aufgenommen werden kann.
Hinweis: |
- Triptane
Als weitere, allerdings verschreibungspflichtige Therapieoption werden Triptane eingesetzt. Vor allem dann, wenn der alleinige Einsatz von Schmerzmitteln keinen ausreichenden Therapieerfolg bringt. Auch hier ist ein möglichst frühzeitiger Einsatz für die Wirkung von Vorteil, jedoch sollte die Einnahme nicht in der Auraphase erfolgen!
Nicht medikamentöse Therapie bei Migräne
Eine erfolgreiche Migränetherapie geht immer auch mit nicht medikamentösen Therapieformen einher. Diese können ebenfalls individuell unterschiedlich sein, jedoch sollten folgende Punkte immer in die Behandlung integriert werden:
- Sofern diese bekannt sind sollten man darauf achten auslösende Reize zu vermeiden.
- Verhaltensbezogene Maßnahmen wie Entspannungstherapien anwenden.
- In der anfallsfreien Zeit auf regelmäßige Bewegung an der frischen Luft achten.
- Psychologische Schmerztherapie zur Schmerzbewältigung
- Stressmanagement
Kann man Migräne vorbeugen?
Die Häufigkeit und Schwere der Migräneattacken kann durch vorbeugende Maßnahmen erheblich reduziert werden.
Vorbeugende Maßnahmen empfehlen sich vor allem dann, wenn:
- Drei und mehr Migräneattacken pro Monat, die die Lebensqualität beeinträchtigen
- Migräneattacken, die regelmäßig länger als 72 Stunden anhalten
- Attacken, die auf eine Therapie entsprechend den oben gegebenen Empfehlungen zur Akuttherapie (inkl. Triptanen) nicht ansprechen
- Patientenbei denen die Nebenwirkungen der Akuttherapie sehr stark ausfallen
- bei Zunahme der Attackenfrequenz und Einnahme von Schmerz- oder Migränemitteln an mehr als 10 Tagen im Monat
Die meisten Wirkstoffe zur vorbeugenden Behandlung von Migräne wurden ursprünglich für andere Erkrankungen entwickelt und eingesetzt, konnten jedoch ihre Wirksamkeit bei Migräne bereits in klinischen Studien und der Praxis beweisen. Es kommen dabei je nach sonstigem Gesundheitszustand individuell folgende Medikamente zur Anwendung:
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- Mutterkraut als pflanzliche Migräne-Prophylaxe
- Betablocker: Wirkstoffe aus dieser Gruppe blockieren die Wirkung von Adrenalin und werden daher bei Herzerkrankungen oder erhöhtem Blutdruck eingesetzt. Zur vorbeugenden Therapie bei Migräne werden vorzugsweise die Wirkstoffe Metoprolol und Propranolol verwendet.
- Kalziumkanal-Blocker: Diese Gruppe verringert die Spannung der Gefäßmuskulatur. Auch Kalziumkanal-Blocker werden üblicherweise bei Herzerkrankungen und erhöhtem Blutdruck verwendet. Der Wirkstoff Flunarizin wird jedoch auch erfolgreich zur Migräneprophylaxe eingesetzt.
- Die beiden Wirkstoffe Topiramat und Valproinsäure stammen ursprünglich aus der antiepileptischen Therapie und werden zusätzlich vorbeugend bei Migräne eingesetzt. Durch die Wirkstoffe wird eine Übererregung der Nervenzellen verhindert.
- Antidepressiva: Durch den Einsatz des Wirkstoffes Amitriptylin werden Botenstoffe im Gehirn beeinflusst und dadurch wird der Schmerz als weniger belastend empfunden.
- Ein weiterer Ansatz vorbeugender Therapiemaßnahmen sind monoklonale Antikörper, die bei sehr schweren Verläufen Anwendung finden. Diese Wirkstoffe richten sind gegen entzündungsfördernde Botenstoffe, die bei der Migräneattacke freigesetzt werden.
Alle Arzneimittel in der Prophylaxe haben eines gemeinsam. Ein sofortiger Wirkungseintritt ist nicht zu erwarten, die volle Wirkung setzt erst nach einigen Wochen ein. Eine kurmäßige Anwendung ist also zu empfehlen.
Kann man Migräne natürlich behandeln?
Mutterkraut (Tanacetum parthenium) wird traditionell schon seit vielen Jahrhunderten bei Frauenleiden eingesetzt. Seit dem 18. Jahrhundert wird Mutterkraut in England als Fiebermittel benutzt und seitdem als „feverfew“ bezeichnet. Neben Fieber wurde es in weiterer Folge auch immer häufiger bei Kopf- und Zahnschmerzen eingesetzt. So kam es auch zum Beinamen „Aspirin der Engländer“.
Wichtig ist bei der Pflanze Mutterkraut, dass es sich um kein klassisches Akutmedikament handelt, sondern es vorbeugend zur Therapie von Migräne eingesetzt wird. Daher ist besonders wichtig auf eine langfristige Einnahme über mindestens 3 Monate zu achten damit die wirksamen Inhaltsstoffe die Möglichkeit haben ihre volle Wirkung zu entfalten.
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Die wirksamen Inhaltsstoffe, die sogenannten Parthenolide, sind dafür verantwortlich, dass die Schmerzintensität sowie die Häufigkeit der Attacken gesenkt werden kann.
Der Wirkmechanismus von Mutterkraut:
- Während der Migräneattacke wird Serotonin als schmerzauslösender Botenstoff aus den Blutplättchen freigesetzt. Dies wird durch den Einsatz von Mutterkraut gehemmt.
- Die Gehirngefäße werden während der Migräneattacke weit und durchlässig. So können die entzündungsfördernden Botenstoffe freigesetzt werden. Durch den Einsatz von Mutterkraut normalisiert sich dieser Zustand und die Entzündung sowie die Schmerzen verbessern sich.
- Durch die Freisetzung gefäßerweiternder Substanzen wird der Trigeminusnerv gereizt und sendet Schmerzsignale aus. Dadurch kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe sowie zu einer Gefäßerweiterung. Mutterkraut greift hier regulierend ein und verhindert dies.
Signifikante Abnahme der Migräne-Attacken
Nach einer 6-monatigen Anwendung von Mutterkraut zeigte sich in einer Placebo- kontrollierten, doppelblinden (weder Patient noch Arzt wissen, ob der Teilnehmer in der Placebo-Gruppe ist) Studie eine signifikante Abnahme der Anfallshäufigkeit um 67%.
Zusätzlich kam es zu einer deutlichen Linderung von charakteristischen Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen.
Dosierung und Anwendung von Mutterkraut:
Gemäß ESCOP, dem europäischen Dachverband für Phytotherapie, werden zur Migräneprophylaxe aufgrund klinischer Angaben täglich 50-120 mg der pulverisierten Pflanze verabreicht.
WICHTIG: Eine Einnahme sollte über mindestens 12 Wochen erfolgen!
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Tipps bei Migräne: Was kann ich sonst noch tun?
- Prophylaktische Magnesiumeinnahme: 500-600 mg Magnesium kann unterstützend bei Migräne eingesetzt werden.
- Ausreichend Trinken: Verschiedene Tees wie etwa Kamillenblütentee, Melissen Tee, Lavendeltee oder auch Teemischungen können unterstützend bei Migräne eingesetzt werden.
Teemischung bei Kopfschmerz:
1 Teil Weidenrinde
2 Teile Mädesüß Blüten
2 Teile Mutterkraut
1 Teil Frauenmantel
1 Teil Gänsefingerkraut
1 Teil Lavendel - Aromatherapie: Lavendel, Eukalyptus, Rosmarin, Kamille
Die ätherischen Öle verbreiten in der Duftlampe angewendet ihre Wirkung.
TIPP: Ätherisches Pfefferminzöl kann auf die Schmerzpunkte am Kopf oder auch auf die Schläfen aufgetragen werden. Vorsicht: Schleimhäute sowie Augenpartien aussparen. - Eine kalte Kompresse oder ein nasser Waschlappen auf der Stirn wird häufig auch als angenehm empfunden.
- Kneipen: Armgüsse, Fußbäder, Wechselduschen
- Entspannungsübungen: Yoga, Autogenes Training, Biofeedback etc.
- Akupunktur
Vaupel, Schaible, Mutschler; Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Menschen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart; 7. Auflage, 2015
Mutschler E., Geisslinger G., Koemer H. K., Menzel S., Ruth P.; Mutschler Arzneimittelwirkungen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart; 10. Auflage, 2013
Göbel H.; Migräne, Diagnostik Therapie Prävention; Springer Verlag; 2012
Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne; Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie; Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG); Entwicklungsstufe S1
Bäumler S.; Heilpflanzen Praxis heute Band 1 Arzneipflanzenprotraits; Urban & Fischer; 2. Auflage, 2012
www.amboss.com/Kopfschmerzen (Stand: 17.08.2020)
Österreichische Schmerzgesellschaft
Österreichische Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie
https://ichd-3.org/de/1-migrane/
Johnson ES, Kadam NP, Hylands DM, Hylands PJ. Efficacy of feverfew as prophylactic treatment of migraine. Br Med J (Clin Res Ed). 1985;291(6495):569-573. doi:10.1136/bmj.291.6495.569
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